Donnerstag, 17. September 2015

Napoleonische Gräber unter altem Rewe-Markt entdeckt

Foto: Stadt Frankfurt
Rödelheim. Das Frankfurter Denkmalamt hat bei Grabungen westlich des Bahnhofs Rödelheim Soldatengräber entdeckt. Die Leiterin des Denkmalamtes, Andrea Hampel, hat sie heute der Presse die Fundstelle präsentiert, gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Cunitz und dem Vertreter des Bauherren Lyson Planung und Projektentwicklung, Jürgen Langendorf. Auf der Baustelle an der Breitlacherstraße 80-88 wird gegenwärtig ein Wohn- und Geschäftshaus sowie ein Einzelhandelsbetrieb errichtet.

Für die ausgedehnten Baumaßnahmen sind im Baugenehmigungsverfahren denkmalrechtliche Bedingungen formuliert worden, da bereits im Jahr 1979 Soldatengräber gefunden wurden, ohne dass die genaue Ausdehnung der Fundstelle bekannt geworden war. Die Bauarbeiten im Bereich der Breitlacherstraße 90 wurden schon im Jahr 2013 archäologisch begleitet, allerdings wurden keine Kulturdenkmäler erfasst.

„Es ist immer wieder überraschend, was das Denkmalamt bei Grabungen im Stadtgebiet zu Tage bringt“, sagt Bürgermeister Cunitz. „Diese Funde tragen dazu bei, das Wissen um unsere Geschichte zu festigen und zu vertiefen. Deshalb sind sie von großer Bedeutung für die Stadt Frankfurt am Main.“
Bei den Funden handelt sich um Grabschächte, in denen in der Regel mehrere Personen beigesetzt wurden. Die Toten stammen aus dem Jahr 1813, als sich das französische Heer unter Napoleon auf dem Rückzug nach der Niederlage gegen Russland befand und in Rödelheim wütete. In dieser Zeit brach eine Typhusepidemie aus. Außerdem kam es nach der Schlacht bei Hanau an der Niddamündung in Rödelheim zu weiteren Gefechten. Die Kriegshandlungen forderten weit über 15.000 Tote, von denen ein Teil an der Breitlacherstraße beerdigt ist.

Es handelt sich um Notbestattungen außerhalb eines Friedhofs, die Toten sind in den Grabschächten übereinander gestapelt. Die Toten trugen bei der Beerdigung weder Uniform noch eine sonstige Ausstattung, aufgrund der wenigen Kleiderknöpfe ist die Datierung gesichert. Offenbar wurden die Toten zumindest teilweise in einfachen Särgen bestattet, die Skelette sind sehr gut erhalten.

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